Schurwolle
Als Schurwolle bezeichnet man Wolle, die vom lebenden Schaf geschoren wird. Haupterzeugerländer sind Australien, Russland, Neuseeland und Südamerika (Chile, Argentinien, Bolivien) und mit etwas Abstand Großbritannien. Die gröberen und strapazierfähigen Wollen, wie sie z.B. auch in England vorhanden sind, können in Tweeds und Sakkos verarbeitet werden.
Alle nicht aufgeführten Länder spielen als “Wolllieferanten” eher eine untergeordnete Rolle, obwohl es fast überall Schafe gibt. Schafe werden neben der Wollgewinnung auch als Nutztiere für die Fleisch-, Milch- und Lederproduktion gehalten. Schafe sind wahrscheinlich das älteste Haustier des Menschen. Domestiziert wurden sie vermutlich vor 9000 – 11000 Jahren.
Relevant für unsere Decken sind eher die feinen Wollen aus Australien, mit einer Feinheit von 18,5 – 21,5 Micron.
Russische Wollen sind mit einer durchschnittlichen Feinheit von ca. 22 Micron zwar auch fein, sie haben aber oft viele Stichelhaare (tote Haare), die nicht anfärben. Kauft man diese lots in z.B. 22 Micron, dann erhält man eine große Streuung der Feinheit. D.h. man bekommt eine Mischung aus gröberen und feineren Haaren, was ein deutlicher Nachteil ist, weil vom Feinheitsempfinden immer die gröberen Haare dominieren. Für unsere Decken verwenden wir diese Wollen nicht, zumal Sie meist einen relativ einen hohen Vegetabilienanteil enthalten und carbonisiert werden müssen. Die so behandelten Wollen verlieren an Haptik, Elastizität und Festigkeit.
Eine besondere Rolle spielen die Wollen aus Südafrika (Cape wools), die auch relativ fein und sauber sind und sich gut zum Filzen eignen. Ihre Vorteile spielen diese Wollen bei Walkloden aus, hier werden sie gerne als Beimischung verwendet.
In Deutschland haben die Schafe eine Feinheit zwischen 25-40 Mikron. Prinzipiell kommt es immer darauf an, was man erreichen will.
Gröbere Wollen können eingesetzt werden, um einen schönen, stand- und strapazierfesten Flor zu erzeugen, der bei Teppichen erwünscht ist.
Für die Beurteilung und Wertigkeit von Wollen sind die 12 weiter unten aufgeführten Parameter massgeblich. Je nach Verwendungszweck werden dann entsprechende Wollen verwendet.
Qualitative Beurteilung von Wolle
- Feinheit und Gleichmässigkeit (18 Mikron – 40 Mikron)
- Verunreinigungen (Vegetabilien, Kletten) unter 0,3-0,5 % (VM) bei Waschwollen sehr sauber
- Farbe
- Länge
- Farbhaare (dunkle Haare, schlecht bei Pastellfärbungen oder weiß)
- Lammwolle oder Schurwolle
(Lammwolle ist die erste Schur, feiner und kürzer, das ungeschorene Ende läuft fein aus) gekämmt (mechanische Auskämmung von Vegetabilien und Kurzfasern), gut für helle Töne - Festigkeit
- Provenienz
- vom lebenden Schaf (Schurwolle),
- behandelt (Flockekarbonisur), abgeschwitzt (vom Fell des toten Schafes nach der Schlachtung)
- Bauschigkeit (wichtig bei Füllungen oder Artikeln, bei denen eine hohe Bauschigkeit gewünscht ist)
- Haptik
- Evtl. Steinkletten, Farbmarkierungen, Stichelhaare (schlecht)
- Preisrange (3,60 Euro/kg – 40 Euro/kg Flocke -noch nicht versponnenes Material)
Wir verwenden mulesingfreie Schurwolle aus Australien und Südamerika mit einem niedrigen Vegetabiliengehalt von unter 0,5 % und sauberem Kammschleier (gekämmte Wolle) mit einer Feinheit zwischen 18,5-21,5 Mikron.
Für bestimmte Artikel verarbeiten wir auch Deutsche Wolle vom Rhönschaf oder vom Schweizer Bergschaf. Diese Wollen sind zwar wesentlich gröber, haben aber Ihren spezifischen Reiz.
Für den Laien sei hier nur erwähnt: Wolle ist nicht gleich Wolle!
Verlassen Sie sich einfach auf Ihr Gefühl, die Marke oder fragen Sie nach.
Wenn Hersteller Kaufgarne aus bestehenden Sortimenten verarbeiten, wissen sie nicht genau, welche Wollen enthalten sind, bzw. sind sie auf die Information des Garn- oder Vorlieferanten angewiesen. Wenn sie selbst Wolle kaufen und selbst spinnen, haben sie den Vorteil, dass sie wissen, welcher Rohstoff verarbeitet wurde.